Kinder- und Jugendhilfe – Ziele, Aufgaben & Angebote

Rechtsanwalt

Junge Menschen sind die Zukunft jeder Gesellschaft. Die Wahrung und Förderung ihrer geistigen und körperlichen Gesundheit ist daher besonders wichtig. Die Kinder- und Jugendhilfe unterstützt den Schutz, die Förderung und Entwicklung von Kindern und deren Familien in Deutschland.

Kinder- und Jugendhilfe: Gruppe von Jugendlichen sitzt im Kreis mit einem Berater vom Jugendamt.
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" Junge Menschen sind die Zukunft jeder Gesellschaft. Die Wahrung und Förderung ihrer geistigen und körperlichen Gesundheit ist daher besonders wichtig. Die Kinder- und Jugendhilfe unterstützt den Schutz, die Förderung und Entwicklung von Kindern und deren Familien in Deutschland. 
 

Kinder- und Jugendhilfe – Definition


‌Der Begriff „Kinder- und Jugendhilfe“ umfasst alle Angebote und Maßnahmen zur Unterstützung von … 

  • Kindern,
  • Jungendlichen,
  • jungen Erwachsenen und
  • deren Familien. 
     

Die Angebote lassen sich in diese Bereiche einteilen: 

  • Entwicklung
  • Erziehung
  • Bildung 

Die Pflicht zur Erziehung und Pflege liegt zwar in erster Linie bei den Eltern; die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe leisten den Eltern jedoch wertvolle Hilfe durch beratende und begleitende Maßnahmen
‌ 
‌Neben der Unterstützung von Familien hat die Kinder- und Jugendhilfe aber auch die Aufgabe, bei Kindeswohlgefährdung einzugreifen und Schutzmaßnahmen zu treffen. 
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‌Die Leistungen werden in Deutschland von Einrichtungen staatlicher und freier Trägerschaft zur Verfügung gestellt. Der Aufgabenbereich der Kinder- und Jugendhilfe ist der Dienstleistungssparte Soziale Arbeit zugewiesen.  Hinweis: Kinder- und Jugendhilfeleistungen werden von öffentlichen Trägern (z.B. Jugendämter) und freien Trägern (z.B. Kirchen) angeboten.

Welche Ziele hat die Kinder- und Jugendhilfe?


1‌) Förderung junger Menschen bei der Entwicklung zu sozialen, selbstständigen und verantwortungsbewussten Individuen. 
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‌2) Schutz von heranwachsenden Menschen vor verschiedenen Gefahren im privaten und öffentlichen Bereich. 
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‌3) Verringerung & Vermeidung von Benachteiligungen unterschiedlicher Art. 
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‌4) Entwicklung & Wahrung annehmbarer Lebensverhältnisse für Kinder und Jugendliche und deren Familien sowie für junge Erwachsene. 
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‌5) Schaffung & Stärkung einer familien- und kinderfreundlichen Gesellschaft in Deutschland. 
‌ 
‌6) Beratung & Begleitung junger Menschen und deren Familien und Angehörigen. 

Welches Gesetz regelt die Kinder- und Jugendhilfe?

 Hinweis: Die früheren Regelungen des Jugendwohlfahrtsgesetzes wurden durch das Sozialgesetzbuch Achtes Buch (SGB VIII) abgelöst.

Für wen sind die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe?

  • Kinder = Alle unter 14-Jährigen
  • Jugendliche = Alle zwischen 14 und 18 Jahren
  • Junge Erwachsene = Alle zwischen 18 und 27 Jahren
  • Sorge- und Umgangsberechtigte = Leibliche und rechtliche Eltern, Adoptiveltern, Vormund, Pfleger

 Hinweis: Die Angebote richten sich hauptsächlich an Personen unter 18 Jahre, manche auch an junge Erwachsene bis 27 Jahre. Zudem gibt es viele Leistungen für Familien als Ganzes.

Was sind Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe?


‌Die Aufgaben werden von Einrichtungen öffentlicher und freier Trägerschaft wahrgenommen. Das sind: 

Öffentliche Träger

Freie Träger

Frei Träger mit besonderem Status

  • Deutscher Caritas-Verband (katholische Kirche) – DCV
  • Diakonisches Werk (evangelische Kirche) – DW
  • Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland – ZWST
  • Deutsches Rotes Kreuz – DRK
  • Arbeiterwohlfahrt – AWO
  • Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband – DPWV 

 Hinweis: Einen besonderen Status haben Caritas, Diakonisches Werk und andere freie Spitzenträger, da sie den Großteil der Kinder- und Jugendhilfeangebote stemmen.

Leistungen für Minderjährige & junge Erwachsene


‌Folgende Hilfestellungen unterstützen und fördern insbesondere junge Menschen, indirekt aber auch deren Eltern, Familien und deren soziales Umfeld: 
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‌1) Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz 
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‌2) Jugendarbeit 
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‌3) Jugendsozialarbeit 
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‌4) Kinderbetreuungsangebote 
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‌5) Inobhutnahme durch das Jugendamt 
‌ 
‌6) Re-Integration in Schule, Arbeit und Gesellschaft 

1) Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz


‌Die Sensibilisierung junger Menschen für Lebensbereiche, die eine besondere Gefahr darstellen können, ist ein integraler Bestandteil der Kinder- und Jugendhilfe. Der „erzieherische Kinder- und Jugendschutz“ ( § 14 SGB VIII ) soll die junge Gesellschaft und deren Eltern aufklären und sie in ihrer Eigenverantwortlichkeit fördern. 
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‌Schwerpunkte: 

  • Vorbeugung von Schäden möglicher schlechter Einflüssen, wie z.B. Drogenkonsum oder Pornographie-Sucht.
  • Altersgerechte Aufklärung junger Menschen über mögliche problematische Folgen bestimmter Handlungen. Besonders in den Bereichen Medien, Sexualität und Drogen.
  • Förderung der Kritik- und Entscheidungsfähigkeit junger Menschen durch Beratungsangebote und maßgeschneiderter Maßnahmen. 

Zielgruppe: 

  • Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, (angehende) Eltern

 Hinweis: Der erzieherische Jugendschutz soll Minderjährige und Eltern kritik- und entscheidungsfähig machen.

2) Jugendarbeit


‌Die „Jugendarbeit“ ( SGB VIII: §§ 11 bis 12 ) ist ein ebenso wichtiger Bestandteil der Kinder- und Jugendhilfe. Sie umschließt ein sehr breites Feld an Angeboten. Zum Beispiel Feuerwehr- oder Rotkreuz-Jugend, Sportjugend, Pfadfinder, Jugendclubs etc. Junge Leute sollen durch die Jugendarbeit in ihren Interessen gestärkt und zum aktiven Engagement in der Gesellschaft angeregt werden. 
‌ 
‌Schwerpunkte: 
‌„[A]ußerschulische Jugendbildung mit … 

  • allgemeiner,
  • politischer,
  • sozialer,
  • gesundheitlicher,
  • kultureller,
  • naturkundlicher und
  • technischer Bildung,
  • Jugendarbeit in Sport, Spiel und Geselligkeit,
  • arbeitswelt-, schul- und familienbezogene Jugendarbeit,
  • internationale Jugendarbeit,
  • Kinder- und Jugenderholung,
  • Jugendberatung.“
  • § 11 SGB VIII 

Zielgruppe: 

  • Kinder, Jugendliche, junge Volljährige, (angehende) Eltern

 Hinweis: Die Jugendarbeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der Selbstverantwortlichkeit und des sozialen Engagements junger Menschen in Deutschland.

3) Jugendsozialarbeit


‌Zweck der Jugendsozialarbeit ( §13 SGB VIII ) ist die sozialpädagogische Förderung junger sozial benachteiligter und / oder individuell beeinträchtigter Personen . Konkrete Maßnahmen hierfür sind z.B. Berufspraktika, individuelle Unterstützung in der Übergangsphase zwischen Schule und Beruf sowie Integrationsmaßnahmen in der Schule. 
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‌Schwerpunkte: 

  • Integration in der Gesellschaft
  • Integration in Ausbildungsangeboten
  • Integration in der Schule
  • Integration im Berufsleben

Zielgruppe: 

  • Junge Menschen mit Migrationshintergrund
  • Junge Menschen mit psychischen und physischen Beeinträchtigungen
  • Junge Menschen, die durch Mobbing belastet sind
  • Junge Menschen mit Leistungsschwächen in der Schule
  • Junge Menschen mit anderen sozialen Benachteiligungen / persönlichen Beeinträchtigungen

 Hinweis: Sozial benachteiligte / individuell beeinträchtigte junge Menschen können durch sozialpädagogische Hilfen unterstützt werden.

4) Kinderbetreuungsangebote


‌Nachstehend ein Überblick über mögliche Kindertageseinrichtungen und Angebote zur Kindertagespflege. Die Formen entwickeln sich stets weiter und zwischen den Ländern gibt es mehr oder weniger große Unterschiede in den Angebotsformen. 
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‌Schwerpunkte: 

  • Betreuung von Kindern durch sozialpädagogisches Fachpersonal in Jahrgangsgruppen und altersgemischten Gruppen mit unterschiedlichen Zeitmodellen (Halbtags- und Ganztagskitas, Kitas mit überlangen Öffnungszeiten etc.)
  • Entwicklung und Förderung Kinder und Jugendlicher durch altersgerechte Aktivitäten , Bildungsangebote und Spiele. 

Zielgruppe: 

  • Kinder zwischen 0 und 3 Jahre und zwischen 3 und 6 Jahre (Kindertageseinrichtungen)
  • Kinder zwischen 0 und 14 Jahre (Kindertagespflege)
  • Kinder zwischen 6 und 14 Jahre (Kinderhorte)
  • Eltern und Erziehungsberechtigte

Angebote: 

  • Kindertagespflege (Tagesmutter oder -vater)
  • Kindertageseinrichtungen (KiTa)
  • Kinderkrippen
  • Kindergärten („Kindertagesheime“)
  • Kinderhorte
  • Familienzentren
  • Ganztagsschulen/Mittagsbetreuung
  • Heilpädagogische Tagesstätten
  • Krabbelgruppen

 Hinweis: In KiTas werden Kinder von pädagogischen Fachkräften gebildet, erzogen und betreut.

5) Inobhutnahme durch das Jugendamt


‌Ist das Wohl eines Kindes stark gefährdet, kann das Jugendamt eingreifen und es vorübergehend in Schutz nehmen (in „Obhut“ nehmen). Die Obhut ( SGB VIII: § 42 ) kann einerseits angeordnet werden, z.B. durch Betreuer oder die Polizei . Andererseits können sich gefährdete Kinder und Jugendliche auch selber bei einer Hilfeeinrichtung für Jugendliche melden ( Jugendamt oder Kinder- und Jugendnotdienst ) und Hilfe anfordern. 
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‌Das Kind kann dann in der Einrichtung auch bleiben, bis sich die Situation entspannt. Gibt es Hinweise darauf, dass das Kindeswohl nach wie vor gefährdet ist, muss das Jugendamt das Familiengericht informieren. Dieses entscheidet dann, welche weiteren Schritte zu tun sind. 
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‌Schwerpunkte: 

  • Schutz von Minderjährigen, deren Wohl akut gefährdet ist (Möglichkeit besteht rund um die Uhr).
  • Unterbringung der betroffenen Person in einer passenden Einrichtung (z.B. betreutes Wohnen, Pflegefamilie etc.)
  • Vorübergehende Übernahme des Sorgerechts durch das Jugendamt.
  • Gespräche mit der betroffenen Person, welche Möglichkeiten es zur Hilfe gibt.
  • Gespräche mit den Eltern über mögliche Hilfestellungen. 

Zielgruppe: 

  • Kinder und Jugendliche, die sich in einer Notsituation befinden und Hilfe brauchen.

 Hinweis: Eine Inobhutnahme erfolgt auch ohne Zustimmung der personensorgeberechtigten Person oder Personen. Sie wird nur bei akuter Kindeswohlgefährdung realisiert.

6) Re-Integration in Schule, Arbeit und Gesellschaft


‌Das Familien- und Umweltministerium hat ein Programm auf die Beine gestellt, das jungen Leuten dabei hilft, einen Schul- bzw. Ausbildungsabschluss zu bekommen: "" JUGEND STÄRKEN im Quartier "". Das Programm richtet sich in erster Linie an Kinder und Jugendliche, welche der Schule oder den Arbeitsmarktmaßnahmen fernbleiben. 
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‌Schwerpunkte: 

  • Unterstützung und Bereitstellung von Hilfen, welche soziale Benachteiligungen und persönliche Beeinträchtigungen in der Übergangsphase zwischen Schule und Beruf verringern wollen.
  • Förderung junger Menschen in ihrer Persönlichkeit durch niedrigschwellige Angebote .
  • Verringerung der Abhängigkeit von sozialstaatlichen Hilfen durch die Schaffung von Zukunftsperspektiven für Jugendliche. 
     

Zielgruppe: 

  • Schulverweigernde Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 26 Jahren
  • Jugendliche, welche Arbeitsmarktmaßnahmen nicht wahrnehmen
  • Junge Migrantinnen und Migranten mit besonderem Integrationsbedarf

 Hinweis: Das Programm „JUGEND STÄRKEN im Quartier“ ist eine Maßnahme, die sich in erster Linie gegen das große Problem „Schulabbruch“ richtet.

Leistungen für Eltern & Familien


‌Nachstehend eine Auflistung mit allem, was insbesondere Eltern, aber auch den Familien als Ganze zu Gute kommt: 
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‌1) Beratung für Mütter, Väter und Familien 
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‌2) Beratung zu Sorge- und Umgangsrecht 
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‌3) Angebote für betreute Wohnformen 
‌ 
‌4) Hilfe in Notsituationen 
‌ 
‌5) Familiäre Selbsthilfe & Nachbarschaftshilfe 
‌ 
‌6) Angebote für Familienurlaub 
‌ 
‌7) Hilfen zur Erziehung 

1) Beratung für Mütter, Väter und Familien


‌Erziehungsberechtigte und ihre Familien werden thematisch breit beraten und begleitet. 
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‌Schwerpunkte: 

  • Familie
  • Ehe & Lebenspartnerschaft
  • Scheidung und Trennung
  • Konfliktvermeidung und -bewältigung
  • Gewaltprävention 
     

Einrichtungen: 

  • Familienzentren
  • Mütterzentren
  • Väterzentren
  • Stellen zur Erziehungsberatung
  • Elterntelefone
  • Hilfe bei der Familienbildung
  • Konflikt- und Krisenberatung
  • Trennungs- und Scheidungsberatung
  • Jugendämter

 Hinweis: Umfangreiche Beratung ist eine Kernaufgabe der Hilfen für Kinder und Jugendliche.

2) Beratung zu Sorge- und Umgangsrecht


‌Personen, denen eine Trennung oder Scheidung bevorsteht und die sich Gedanken über das Umgangs- und Sorgerecht machen, brauchen häufig eine Beratung. 
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‌Schwerpunkte: 

  • Beratung zu den verschiedenen Umgangsmodellen
  • Beratung zur Ausübung der Personensorge 
     
  • Beratung zur Einforderung von Unterhaltsansprüchen 

Zielgruppe: 

  • Eltern, die vor, während und nach einer Trennung oder Scheidung stehen
  • Eltern, die Umgang, Sorgerecht und Unterhalt regeln wollen
  • Eltern und Kinder, die Unterhaltsansprüche geltend machen wollen
  • Kinder, die Angst haben, einen Elternteil wegen Trennung bzw. Scheidung nicht mehr zu sehen

 Hinweis: Mit dem Fachpersonal der Einrichtungen können alle Fragen zu Umgangs- und Sorgerecht besprochen werden.

3) Angebote für betreute Wohnformen


‌Die Erziehung und Pflege eines Kindes ist für manche alleinerziehende Väter und Mütter schwierig zu bewältigen. Sie können sich daher in speziell dafür eingerichteten Wohnformen betreuen lassen. 
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‌Schwerpunkte: 

  • In diesen Wohnformen können alleinerziehende Elternteile mit ihrem Kind und eventuell vorhandener Geschwister unterkommen.
  • Dort können sie sich von Fachpersonal bei der Erziehung und Lebensbewältigung unterstützen lassen; z.B. auch bei der Arbeitssuche oder während einer Ausbildung.
  • Die Eltern sollen dabei lernen, ihren Alltag mit den Kindern zukünftig selbst zu bewältigen –„ Selbsthilfeprinzip “.
  • Auch schwangere Frauen können sich in betreuten Wohnformen betreuen lassen.

Zielgruppe: 

  • Alleinerziehende mit Kindern, die wegen persönlicher Schwierigkeiten die Kindererziehung nicht allein schaffen.
  • Schwangere in Not. 
     

Voraussetzungen: 

  • Der Elternteil braucht wegen persönlicher oder sozialer Probleme Unterstützung bei der Kindererziehung.
  • Prinzipiell ist dieses Angebot für Elternteile mit Kindern unter 6 Jahren. Es gibt aber auch Angebote für Eltern mit älteren Kindern.

Mögliche Wohnformen: 

  • Familienintegrierte Wohnprojekte
  • Wohngemeinschaften
  • Abgeschlossene Wohnbereiche in Miethäusern
  • Außenwohngruppen
  • 24-Stunden-Betreuung
  • Mutter-Kind-Heime
  • Vater-Kind-Einrichtungen

 Hinweis: Durch betreute Wohnformen wird Familien in Krisensituationen geholfen. Dort erhalten sie Unterstützung bei der Erziehung und der Alltagsbewältigung.

4) Hilfe in Notsituationen


‌Ist der einzig vorhandene Elternteil oder sind beide Elternteile des Kindes nicht in der Lage, für das Kind zu sorgen, kann Unterstützung durch eine Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung angefordert werden. 
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‌Schwerpunkte: 

  • Unterstützung von Elternteilen, welche sich aus zwingenden Gründen aktuell nicht um das Kind kümmern können.

Voraussetzungen: 

  • Der zweite Elternteil kann aus beruflichen, gesundheitlichen o.a. Gründen nicht ausreichend für das Kind sorgen. Z.B. wegen Auslandsaufenthalt, Krankenhausaufenthalt, Entbindung, Strafhaft etc.
  • Die Unterstützung ist notwendig, um das Kindeswohl zu wahren.
  • Die Unterstützung durch eine Tageseinrichtung oder Kindertagespflege ist für das Kind nicht ausreichend .

 Hinweis: Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe können die Kinderbetreuung übernehmen, wenn die Eltern aus triftigen Gründen verhindert sind.

5) Familiäre Selbsthilfe & Nachbarschaftshilfe


‌Ein weiteres Ziel ist es, die familiäre Selbsthilfe und die Nachbarschaftshilfe zu fördern. In Notsituationen soll das typische sozial-familiäre Umfeld des Kindes weiterhin gewahrt bleiben. 
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‌Schwerpunkte: 

  • Stärkung der Kinderbetreuung in Notsituationen aus dem vertrauten Umfeld des Kindes (Familie oder Nachbarschaft)
  • Kinderbetreuung durch gänzlich fremde Personen ist nur anzustreben , wenn die familiäre Selbsthilfe und die Nachbarschaftshilfe wegfallen.

Zielgruppe: 

  • Elternteile, die aus schwerwiegenden Gründen die Betreuung ihres Kindes nicht sicherstellen können (beruflicher Auslandsaufenthalt, Krankheit etc.).

Kostenerstattung: 

  • Verwandte, die mit dem Kind nicht im selben Haushalt wohnen, können sich Fahrtkosten und Verdienstausfälle kompensieren.
  • Sie müssen dafür die entsprechenden Nachweise erbringen.
  • Mit dem Kind zusammenlebende Verwandte erhalten für die Betreuung des Kindes jedoch keine Erstattungszahlungen.

 Hinweis: Durch familiäre Selbsthilfe und Nachbarschaftshilfe soll die Betreuung von Kindern innerhalb ihres gewohnten sozialen Umfelds gefördert werden.

6) Angebote für Familienurlaub


‌Die Kinder- und Jugendhilfe bietet in Deutschland sogenannte „Familienferienstätten“ an. Es gibt an die 50 Familienferienstätten. Die Träger sind hauptsächlich evangelische und katholische Vereine, die Arbeiterwohlfahrt , die Naturfreunde und andere Einrichtungen. 
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‌Schwerpunkte: 

  • Freizeit- und Urlaubsangebote mit Kinderbetreuungsmöglichkeiten
  • Bildungsangebote für Eltern und Kinder
  • Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls innerhalb von und zwischen Familien.
  • Preisnachlässe für einkommensschwache Familien

Zielgruppe: 

  • Familien mit niedrigem Einkommen
  • Familien mit pflegebedürftigen Kindern
  • Familien mit behinderten Kindern
  • Alleinerziehende mit Kindern
  • alle anderen Familien

 Hinweis: Website der Familienferienstätten: www.urlaub-mit-der-familie.de 

7) Hilfen zur Erziehung


‌„Ein Personensorgeberechtigter hat bei der Erziehung eines Kindes oder eines Jugendlichen Anspruch auf Hilfe ( Hilfe zur Erziehung ), wenn eine dem Wohl des Kindes oder des Jugendlichen entsprechende Erziehung nicht gewährleistet ist und die Hilfe für seine Entwicklung geeignet und notwendig ist.“ ( § 27 SGB VIII
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‌Schwerpunkte: 

  • Unterstützung von Kindern und Eltern, wenn das Kindeswohl durch die aktuelle Erziehung gefährdet ist.

Zielgruppe: 

  • Personenberechtigte, die das Wohl ihres Kindes nicht gewährleisten können.

Angebote: 

  • sozialpädagogische Familienhilfe
  • sozialpädagogische Einzelbetreuung
  • Erziehungsberatung
  • Tagesgruppen
  • Erziehungsbeistände
  • soziale Gruppenarbeit
  • Vollzeitpflege

Voraussetzungen: 

  • Das Kind steht eine schwierige Phase in seiner Entwicklung durch.
  • Das Kind ist aufgrund von Scheidung, Trennung oder ständigen Streitigkeiten der Eltern belastet.
  • Das Kind hat Probleme aufgrund von Vernachlässigung, Gewalt in der Familie, Drogenabhängigkeit usw.
  • Das Kind hat aus anderen Gründen ein schwieriges Familienleben.

 Hinweis: „Hilfen zur Erziehung“ können beansprucht werden, wenn die Eltern das Wohl des Kindes nicht gewährleisten können. Sie können beim örtlichen Jugendamt beantragt werden. Dieses Angebot wird recht häufig in Anspruch genommen.

Leistungen für Minderjährige mit psychischen Einschränkungen


‌Minderjährige, die eine psychische Beeinträchtigung haben oder denen eine solche droht, können eine sogenannte „ Eingliederungshilfe “ ( SGB VIII: § 27 bis § 35a ) beanspruchen. 
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Schwerpunkte der Eingliederungshilfe:

  • Unterstützung von jungen Menschen, die eine psychische Einschränkung haben oder bei denen sich eine solche abzeichnet.
  • Hilfe durch Maßnahmen, welche psychische Beeinträchtigungen vorbeugen, mildern und heilen.
  • Unterstützung und Förderung von psychisch beeinträchtigten jungen Menschen bei der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. 

Voraussetzungen für die Eingliederungshilfe:

 

  • Die psychische Gesundheit der betreffenden Person muss mit hoher Wahrscheinlichkeit für mindestens 6 Monate vom „Normalzustand“ abweichen. Mit Normalzustand ist der der Gesundheitszustand gemeint, den eine Person in diesem Lebensalter üblicherweise hat.
  • Die Beeinträchtigung muss von einem Arzt oder Psychotherapeuten festgestellt werden.

Angebote der Eingliederungshilfe: