Blitzableiter nachrüsten: Wie und warum Sie Ihr Haus blitzsicher machen sollten

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Besitzt Ihr Haus einen ausreichenden Blitzschutz? Wenn nicht, sollten Sie Ihre Anlage baldigst nachrüsten. Dies ist meist signifikant günstiger als die Reparatur nach Blitzschäden.

Blitz
von Philippe Donn über Pexels

Was bringt eigentlich ein Blitzschutz?

Blitzschutzanlage ist eine allgemeine Bezeichnung für alle Systeme auf und in baulichen Anlagen, die Schäden durch Blitzeinschläge minimieren bzw. möglichst verhindern sollen. Man unterscheidet zwischen dem äußeren Blitzschutz, der umgangssprachlich als „Blitzableiter“ bekannt ist, und dem inneren Blitzschutz. Letzterer dient vornehmlich dem Schutz vor elektrischen Überspannungen, die sich über Rohr- und Leitungsnetze verbreiten. Ein 100-prozentiger Blitzschutz kann in der Realität nie gegeben sein. Da durch Gewitter verursachte Blitzeinschläge nicht nur lebensbedrohlich sein können, sondern auch große Schäden am Haus anrichten können, ist ein bestmöglicher Blitzschutz immer empfehlenswert. 

‌Geht ein Blitz nieder, entfaltet sich eine unglaublich hohe Energie. Schlägt der Blitz in ein Haus ein, können großflächige Schäden entstehen. Im schlimmsten Fall kann er einen Brand entfachen. Zudem können Wasser- und Stromleitungen platzen, wenn der Strom des Blitzes hindurchfährt. Eine vollständige Blitzschutzanlage besteht aus einem äußeren und einem inneren Blitzschutz. Der äußere Blitzschutz („Blitzableiter“) besteht aus einer Fangeinrichtung, einer Ableitungsanlage und einer Erdungsanlage. Der Blitzableiter wird häufig im Zuge einer umfassenden Dachsanierung nachgerüstet. Zu einem umfassenden Schutz vor Blitzschlägen gehört aber auch eine innere Anlage. Der dort eingesetzte Überspannungsschutz vermeidet Schäden an elektrischen Einrichtungen und soll gefährliche Funkenbildung verhindern.

Funktionen des äußeren Blitzschutzes:

  • Einfangen von direkten Blitzeinschlägen mit einer Fangeinrichtung
  • Sichere Ableitung des Blitzstromes zur Erde mit einer Ableitungseinrichtung
  • Verteilung des Blitzstromes in der Erde über eine Erdungsanlage 

Funktionen des inneren Blitzschutzes:

  • Verhinderung gefährlicher Funkenbildung innerhalb der baulichen Anlage durch Potentialausgleich oder Trennstrecke zwischen den Bauteilen des Blitzschutzsystems und anderen elektrisch leitenden Elementen 

Je höher dabei die Anforderungen an den Blitzschutz sind, desto unwahrscheinlicher sind Folgeschäden beim Eintritt eines Schadensfalls. Darum werden Blitzschutzsysteme auch in Blitzschutzklassen eingeteilt. Die Blitzschutzklasse kann auf Basis einer Risikobewertung nach DIN EN 62305-2 ermittelt werden. Die ermittelte Blitzschutzklasse gibt die Konstruktionsregel für das Schutzsystem vor, sodass dieses den Anforderungen gerecht wird. Insgesamt sind vier Blitzschutzklassen definiert:

  • Blitzschutzklasse I fängt 98 % aller Blitze ein. Der Radius für das Blitzkugelverfahren wurde auf 20 Meter (m) und die Maschenweite für das Maschenverfahren auf 5 x 5 m festgelegt.
  • Blitzschutzklasse II schützt vor 95 % der Blitze, verlangt einen Radius von 30 m für das Blitzkugelverfahren und eine Maschenweite von 10 x 10 m.
  • Blitzschutzklasse III fängt 88 % aller Blitze ab, indem der Radius für das Blitzkugelverfahren 45 m beträgt und die Maschenweite 15 x 15 m ausmacht.
  • Blitzschutzklasse IV kommt nur selten zum Einsatz und fängt 81 % aller Blitze ein. Der Radius für das Blitzkugelverfahren beträgt 60 m, die Maschenweite 20 x 20 m. 

Alternativ wird die Blitzschutzklasse anstatt nach DIN-Normen durch Festlegung bestimmter Vorschriften/Regelwerke (z. B. Baugenehmigung, Brandschutzkonzept, Forderung der Bauherr:innen) oder nach der VdS-Richtlinie 2010 (Risikoorientierter Blitz- und Überspannungsschutz) des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) bestimmt. 

‌Blitzschutz bleibt bis heute ein unverzichtbares Element bei der Sicherheitsgewährleistung in Wohngebäuden. Tatsächlich werden die Themen Blitz- und Brandschutz stetig wichtiger, da Extremwetterlagen aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels immer wahrscheinlicher werden. Gerade in den Sommermonaten sind Wärmegewitter nichts Ungewöhnliches. Zwischen Juni und August blitzt es in Deutschland mehr als zwei Millionen Mal. Rund 400.000 Blitz- und Überspannungsschäden werden im Schnitt pro Jahr gemeldet und dabei kommen drei bis vier Personen durch Blitzunfälle ums Leben. Dies ist den Statistiken des VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V.) zu entnehmen. 

‌Darum sollten Sie nicht auf Blitzschutz bzw. einen Blitzableiter verzichten und diesen bei Bedarf (insbesondere bei Altbauten) nachrüsten. Blitzschutzsysteme sind seit über einem Jahrhundert erprobt und haben sich bewährt. Zudem sollten Sie bei heftigen Gewittern einige Verhaltensregeln beachten, um sich und die anderen Bewohner:innen möglichst vor Gefahren zu schützen.


Faraday’scher Käfig (Faraday-Käfig-Prinzip)

Ein Blitzableiter wird stets am höchsten Punkt eines Gebäudes installiert und schickt den Strom über die Ableitungsanlage mittels verschiedener Leitungen über eine Erdungsanlage in die Erde. Die äußere Blitzschutzanlage bildet also einen Faraday’schen Käfig für Ihr Haus. Dieser wird auch Faraday-Käfig genannt und ist eine geschlossene Hülle aus einem elektrischen Leiter (z. B. Drahtgeflecht oder Blech), die als elektrische Abschirmung wirkt. Bei äußeren statischen oder quasistatischen elektrischen Feldern bleibt der innere Bereich vor Strom geschützt.


Verhaltensregeln bei einem Gewitter

In den eigenen vier Wänden ist man vor Blitzunfällen – relativ gesehen – sehr sicher. Dennoch sollte man zuhause ein paar Regeln beachten, um einem Unglück vorzubeugen. Bei starkem Gewitter sollten die Fenster geschlossen bleiben. Seltene Arten von Blitzen (Kugel- bzw. Perlschnurblitze) bilden Schweife und können durch ein offenes Fenster ins Haus einschlagen. 

‌Wasser ist ein optimaler Stromleiter, weswegen Blitze theoretisch über Wasserleitungen bis ins Haus gelangen können. Von dieser Gefahr sind vor allem Altbauten mit metallischen Wasserleitungen betroffen. Modernere Gebäude sind meist mit Kunststoffleitungen ausgestattet, die nicht stromleitend sind. So oder so ist es besser, auf das Duschen während eines Gewitters zu verzichten und mit dem Duschen bzw. Baden zu warten, bis das Unwetter vorbeigezogen ist. Dies gilt vor allem, wenn man noch keinen ausreichenden Blitzschutz installiert hat.


Blitzableiter nachrüsten – das müssen Sie beachten


Blitzableiter (äußerer Blitzschutz)

Der Blitzableiter kommt den meisten Menschen als Erstes in den Sinn, wenn von Blitzschutz die Rede ist. Das äußere Blitzschutzsystem wird an den zu schützenden Anlagen oder Gebäuden befestigt. 

‌Wie so ein äußerer Blitzschutz genau aussieht, hängt von der Ausführung ab. Bei Gebäuden oder Anlagen mit explosiven oder brennbaren Bereichen, Wänden und Dachaufbauten oder bei gegen elektromagnetische Strahlungen empfindlichen Anlagen können beispielsweise auch getrennte äußere Blitzschutzsysteme zur Anwendung kommen. Natürliche Bestandteile der Anlage, die gut leitend sind und nicht verändert werden (z.B. Stahlskelette), dürfen ebenfalls als Ableitung genutzt werden. 

‌Die Fangeinrichtungen des äußeren Blitzschutzes müssen so dimensioniert und positioniert werden, dass die Auswirkungen des Blitzes auf das Gebäude minimiert werden. Alle elektrischen Anlagen auf dem Dach, wie Antennen, Satellitenschüsseln, Photovoltaik- oder Solarthermiemodule, müssen separat mit der Fangeinrichtung verbunden werden. Dasselbe gilt für metallische Dachrinnen, Lüftungs- und Schornsteinrohre. Bei Metalldächern erfolgt die Ableitung des eingefangenen Blitzstroms häufig nicht nur über separate Leitungen, sondern partiell auch über die Dacheindeckung selbst. 

‌Fangeinrichtungen können aus folgenden Bestandteilen errichtet werden und sind beliebig kombinierbar:

  • Freistehende Fangstangen/Mast:
    Der höchste Teil des äußeren Blitzschutzes sind die Fangstangen. Diese werden meist an Betonsockeln befestigt und die Ausrichtung kann je nach Dachneigung angepasst werden.
  • Gespannte Seile:
    Die Fangstangen können in einer bestimmten Höhe über den zu schützenden Anlagen auf dem Dach durch Seile miteinander verbunden werden. Dies wird besonders dort genutzt, wo die Trennungsabstände auf der Dachfläche nicht eingehalten werden können. Diese Seile haben immer einen Querschnitt von 50 mm² und bestehen meist aus Aluminium.
  • Vermaschte Leiter:
    Diese Leitungen werden in Abständen, die den Blitzschutzklassen entsprechen, meist auf Flachdächer mittels Abstandshalter montiert und miteinander verbunden. 

Es gibt verschiedene Methoden, um die optimale Ausrichtung der Fangeinrichtung zu bestimmen:

  • Blitzkugelverfahren:
    In den deutschsprachigen Ländern wird meist das universelle elektro-geometrische Modell (EMG), auch Blitzkugelverfahren genannt, zur Anordnung bzw. Verwendung von Fangeinrichtungen angewandt. Dieses entspricht auch den anerkannten Regeln der Technik, die sich im deutschen Normenwerk (z.B. DIN VDE 0185-305) wiederfinden. Verfahren zur Ausrichtung der Fangeinrichtung folgen immer nach der Risikoanalyse, mit der die für das Gebäude relevante Blitzschutzklasse ermittelt wurde. Erst dann können mit dem Blitzkugelverfahren die Fangeinrichtungen positioniert werden. Jeder Blitzschutzklasse sind Radien der Blitzkugel und Maschenweiten zugeordnet. Wird die Blitzkugel über das zu schützende Gebäude gerollt, sind die Berührungspunkte der Kugel mit dem Gebäude relevante Einschlagstellen des Blitzes. Dort müssen Fangeinrichtungen montiert werden, die bewirken, dass der Blitz in diese einschlägt und kontrolliert über die Ableitungen zur Erdungsanlage geführt wird. Mit modernen CAD-Programmen kann die Blitzkugel über eine dreidimensionale Darstellung des Gebäudes gerollt werden. Je nach Blitzschutzklasse können unterschiedliche Radien der Blitzkugel bei der Simulation realisiert werden. Das Ziel ist, alle möglichen Einschlagpunkte mit Fangstangen zu sichern. Diese Fangstangen müssen so dimensioniert sein, dass sich alle Teile der zu schützenden Anlage im Schutzbereich befinden. Bei der Installation von mehreren Fangstangen muss auch die Eindringtiefe der Blitzkugel zwischen den einzelnen Fangstangen berücksichtigt werden, damit durch den Durchhang der Kugel nicht gefährliche Näherungen zu den zu schützenden Teilen entstehen. Damit eine Blitzstromaufteilung gewährleistet ist, müssen die Fangstangen auf Dachebene miteinander verbunden werden. Durch das Blitzkugelverfahren können die Anzahl und die Orte von Fangstangen exakt festgelegt werden. Besonders präferiert wird diese Struktur in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In anderen europäischen Ländern wird sie als eine weitere Möglichkeit zum Schutz gegen Blitzeinschläge betrachtet. In diesen Ländern (z.B. Frankreich, Norwegen, Irland, Spanien und einige osteuropäische Länder) werden verstärkt ESE-Fangeinrichtungen eingesetzt.
  • Maschenverfahren:
    Das Maschenverfahren ist geeignet zum Schutz ebener Flächen, wird also z. B. bei einem Flachdach eingesetzt, kombiniert mit Fangstangen und Fangmasten. Die Maschenweite richtet sich immer nach der durch die Risikoanalyse berechneten Blitzschutzklasse. Die Leitungen der Maschen können unmittelbar auf dem Flachdach entweder mittels Dachleitungshalter oder Ständer in einem berechneten Trennungsabstand vom Dach montiert werden. Welche Art der Installation zu wählen ist, entscheiden die Fachexpert:innen. Hierbei sind besonders Näherungen zu elektrisch leitenden Objekten bzw. elektrischen Leitungen zu beachten.
  • Schutzwinkelverfahren:
    Das Schutzwinkelverfahren sollte dann angewandt werden, wenn die zu schützenden Anlagenteile innerhalb des durch die Fangstangen oder Masten geschützten Volumens liegen. Dieses geschützte Volumen wird als kreisförmiger Kegel mit senkrechter Achse definiert, an dessen Spitze der Winkel α entsprechend der jeweiligen Schutzklasse und der Höhe der Fangeinrichtung das Schutzvolumen aufspannt. 

Durch die schnellen Fortschritte in der Forschung wird auch an neuen Modellen gearbeitet. Es gibt vielversprechende Ansätze, den äußeren Blitzschutz zu vereinfachen. Hier sollen besonders die Art und Weise der Positionierung von Fangeinrichtungen allgemein und der Ableitungen genannt werden. Das Ziel ist jedoch immer, den Blitz einzufangen, kontrolliert in das Erdungssystem zu leiten und dort gefahrlos für Personen, Tiere und Sachwerte zu verteilen. Achten Sie jedenfalls darauf, dass sich die Normen und Ansprüche an die Ausrichtung des äußeren Blitzschutzes mit der Zeit ändern können! An der FH Aachen wird etwa unter Prof. A. Kern an einem dynamischen elektro-geometrischen Modell (DEGM) geforscht, dessen Ziel es ist, eine Optimierung der Anzahl, der Höhe und der Positionierung von Fangstangen rechnerisch durchzuführen. Als Grundlage dient hier das elektro-geometrische Modell. Nach dem Blitzkugelverfahren werden die Einschlagpunkte ermittelt. Mithilfe des Rechenprogramms wird die Einschlagswahrscheinlichkeit an den relevanten Punkten bzw. an den dort gesetzten Fangstangen bestimmt. Es wird festgestellt, wo sich die höchsten Wahrscheinlichkeiten von Blitzeinschlägen ergeben. Anhand dieser Ergebnisse kann die Anzahl der Fangstangen optimiert werden. In Zukunft wird es also möglich sein, mit einem softwaregestützten Rechenprogramm 3-D-Blitzschutzplanungen mit optimierten Fangsystemen am Computer zu erstellen.


Natürliche Fangeinrichtungen

Metallene Teile einer baulichen Anlage, die gewisse Kriterien erfüllen, können als sogenannte natürliche Bestandteile der Fangeinrichtung genutzt werden. Hierzu zählen vor allem Metalldächer, durchverbundene Bewehrungen und Metallrohre bzw. Metallbehälter, die keine leitende Verbindung in das zu schützende Gebäude haben. Diese natürlichen Fangeinrichtungen müssen eine gewisse Materialdicke aufweisen, die gewährleistet, dass der Blitz diese Bleche nicht durchlöchert, und sie müssen gut leitend miteinander verbunden und in die weiteren Fangeinrichtungen eingebunden sein. 

‌Alle Fangeinrichtungen müssen jedoch so angeordnet werden, dass durch sie keine Gefahr für elektrische Installationen auf dem Dach entsteht. Das bedeutet, dass mathematisch ermittelte Trennungsabstände zwischen den Installationen existieren müssen. Sind die Trennungsabstände nicht eingehalten bzw. nicht einzuhalten, muss ein getrenntes Blitzschutzsystem errichtet werden.


Getrenntes Blitzschutzsystem

Getrennter äußerer Blitzschutz bedeutet, dass die berechneten Trennungsabstände durch alle Fangeinrichtungen und deren Verbindungen auf dem Dach eingehalten werden. Dies kann durch eine geschickte Positionierung der Fangstangen und eine Leitungsführung der Verbindungen erreicht werden. Fangmasten können mit Seilen außerhalb des Berührungsbereichs verbunden werden. Ebenso ist der Einsatz von hochspannungsfester, isolierter Leitung empfehlenswert. 

‌Entscheidend ist die Blitzstromaufteilung auf möglichst viele leitfähige Teile. Je höher die Aufteilung ist, umso geringer werden die Trennungsabstände und die Einwirkungen der elektromagnetischen Komponente auf die Elektroinstallationen der Dachaufbauten.


ESE-Fangeinrichtung

Dieser Begriff steht für ein Blitzfangsystem, das durch aktive Komponenten oder aufgrund einer besonderen physikalischen Form Blitze „einfangen“ soll. Die Hersteller dieser Systeme versprechen dadurch einen minimierten Einsatz von Fangeinrichtungen und einen größeren Schutzbereich. Der Einsatz solcher Fangeinrichtungen ist erlaubt und in französischen und spanischen Normen erwähnt (NFC 17-102/1995, UNE 21186/2011). Man geht davon aus, dass der Blitzimpuls von der Wolke in einem vorionisierten Kanal besser und gerichteter zur Erde bzw. zur Fangeinrichtung gelangen wird. Zur Vorionisierung wurden in den 1950er- und 1960er-Jahren radioaktive Materialien verwendet. In Deutschland ist die Verwendung von radioaktivem Material zur Vorionisation der Luft verboten. Die neueren ESE-Systeme nutzen zur Vorionisation der Luft z. B. durch Wind angetriebene Oszillatoren bzw. Lasertechnologie. Kritisch ist die Ableitung zu betrachten. Da von diesen ESE-Systemen meist nur eine einzige Ableitung zum Erdungssystem erfolgt, sind unbedingt die Trennungsabstände zu beachten. Zudem ist eine Potentialsteuerung beim Übergang zum Erdungssystem durchzuführen.


Innere Blitzschutzanlage

Nach DIN EN 62305-3 und -4 müssen für ein funktionierendes Blitzschutzsystem der äußere und der innere Blitzschutz (Überspannungsschutz) als Einheit betrachtet werden. Ein äußerer Blitzschutz allein kann nicht verhindern, dass bei einem Blitzschlag im Inneren des Gebäudes Schäden an den elektrischen Einrichtungen entstehen. Um diese Schäden zu vermeiden, ist der innere Blitzschutz erforderlich. 

‌Ist also ein äußeres Blitzschutzsystem installiert (DIN EN 62305-3), muss auch zwingend nach DIN EN 62305-4 der innere Blitzschutz umgesetzt werden. Ist kein äußerer Blitzschutz vorhanden, muss nach DIN VDE 0100-443 und DIN VDE 0100-534 zwingend ein Überspannungsschutz installiert werden. 

‌Hauptverteilungskästen in Wohngebieten beziehungsweise Unterverteiler in einzelnen Gebäuden verfügen meist schon über Blitzstrom- und Überspannungsableiter. Trotzdem kann es sein, dass die Überspannung, die bei Blitzeinschlägen entsteht, in den Wohnungen noch groß genug ist, um elektrische Geräte zu beschädigen. Für einen effektiven Geräteschutz ist es daher ratsam, in der Wohnung zusätzliche Überspannungsschutzsteckdosen einzubauen oder empfindliche Geräte an Mehrfachsteckdosen mit Überspannungsschutz anzuschließen. In Niederspannungs-Verbraucheranlagen treten Überspannungen auf, die von Blitzen, Schalthandlungen im übergelagerten Stromnetz oder Kurzschlüssen verursacht wurden. Diese hohen elektrischen Spannungen können elektrische und elektronische Systeme und Geräte schädigen oder gar zerstören. 

‌Überspannungsschutz (SPD) hat die Aufgabe, diese Überspannungen und die energiereichen Blitzströme Richtung Erde abzuleiten und in der nachfolgenden Installation die auftretende Spannung auf eine maximal zulässige Spannung zu begrenzen.


Gesetzesgrundlagen für das Anbringen von Blitzschutzanlagen

Um die gesetzlich festgelegten Blitzschutzklassen nicht zu missachten, ist es zwingend notwendig, die Blitzschutzanlagen von einem zertifizierten Fachbetrieb installieren zu lassen. Die Prüfung von Blitzschutzanlagen obliegt ebenfalls ausschließlich dazu berechtigten Elektrofachkräften. Aber auch die Reparatur von Blitzschutzanlagen erfordert solides Fachwissen und obliegt daher erfahrenen Elektrofachkräften. Die Wartung von Blitzschutzanlagen garantiert das einwandfreie Funktionieren im Notfall und sollte daher ebenfalls in die Hände eines erfahrenen Elektrobetriebes gelegt werden. 

‌Der Blitzschutz ist definitiv kein Bereich, der DIY-Projekte als Laie zulässt. Wenn Sie Ihren Blitzableiter nachrüsten oder sonstige Blitzschutzanlagen anbringen wollen, dann kontaktieren Sie einen passenden Elektrikerbetrieb in Ihrer Nähe!


Ist ein Blitzschutz Pflicht?

Nicht zwangsläufig sind Eigentümer:innen von Ein- oder Mehrfamilienhäusern dazu verpflichtet, einen Blitzableiter zu montieren. Es gibt jedoch einige Ausnahmefälle, in denen ein äußerer Blitzschutz nach der Risikoabschätzung gesetzlich vorgeschrieben ist. So müssen öffentliche Gebäude mit einer Höhe von über 20 Metern und Hochhäuser bei entsprechender Bewertung mit einem Blitzableiter versehen sein. Auch besonders hoch und exponiert gelegene Häuser müssen Eigentümer:innen meist mit dem Blitzschutz ausrüsten. 

‌Ältere Häuser, insbesondere mit Stroh- oder Holzdach, müssen ebenso wie denkmalgeschützte Anlagen einen Blitzableiter haben. Und auch öffentliche Gebäude wie Krankenhäuser, Schulen oder Theater müssen in der Regel geschützt sein. Die konkreten Regelungen ergeben sich unter anderem aus den Landesbauordnungen, aber auch beispielsweise aus den Verkaufsstätten- oder Versammlungsstättenverordnungen der Länder. 

‌Ob Sie verpflichtet sind, einen Blitzableiter an Ihr Haus anzubringen, klären Sie am besten mit Ihren Architekt:innen, Ihren Elektriker:innen oder den zuständigen Behörden ab.


Blitzschutz und Versicherung

Schlägt ein Blitz in ein Haus ein, kann es im schlimmsten Fall zu einem Brand des Dachstuhls kommen. Aber auch ohne Feuer hinterlässt ein solches Ereignis deutliche Spuren. Für diese Schäden ist die Gebäudeversicherung zuständig. Diese übernimmt die Schadenbeseitigung am Dach, an den Mauern und an den zum Gebäude gehörenden Anlagen. Manche Versicherungen schreiben einen Blitzableiter am Haus vor. Für Schäden am Inventar, den Möbeln oder für Überspannungsschäden an elektronischen Geräten zahlt je nach Vertragsbedingungen die Hausratversicherung. Zur Sicherheit sollten Sie Ihre Versicherungsunterlagen genau unter die Lupe nehmen. Wird von Ihrer Versicherung ein entsprechender Blitzschutz gefordert, müssen Sie nach einem Sachschaden feststellen können, dass dieser vorhanden und intakt war. 

‌Um die Vorschriften bezüglich der notwendigen Blitzschutzklassen einzuhalten, sind Fachkenntnisse erforderlich. Von Privatpersonen installierte Blitzschutzanlagen stoßen bei Versicherungen auf wenig Akzeptanz und werden häufig nicht anerkannt. Nicht zuletzt ist es lebensgefährlich, wenn Laien auf ein Dach klettern und dort komplexe Installationen vornehmen. Den Einbau eines Blitzableiters sollte man also unbedingt Elektriker:innen überlassen.


Blitzschutzanlage installieren lassen – Anlaufstellen und Kostenfaktoren

Das Anbringen oder Nachrüsten eines Blitzschutzes für das Gebäude ist immer Sache des Fachbetriebes. Die richtige Anlaufstelle sind dabei Elektriker:innen oder Dachdecker:innen. Wichtig ist, dass es sich um einen zertifizierten Betrieb handelt (mit der Berechtigung zur Anbringung von Blitzschutzanlagen).

Die Kosten für den äußeren Blitzschutz betragen im Schnitt wenige Tausend Euro. Innerer Blitzschutz ist meist deutlich günstiger und kostet oft nur ein Zehntel vom Preis der äußeren Anlage. Die Kosten sollten Sie immer in Relation zum möglichen Schaden bei einem Blitzeinschlag sehen und Sie sollten vor allem Ihre Sicherheit und Gesundheit im Blick haben. Für genaue Preisangaben suchen Sie das Gespräch mit Ihren Handwerker:innen, die einen Kostenvoranschlag anbieten. Sind Sie noch auf der Suche nach einem passenden Betrieb, können Sie natürlich zuerst unverbindlich an- und nachfragen.

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