Adoption rückgängig machen: Kann eine Adoption widerrufen werden?

Rechtsanwalt

Manchmal bereuen Eltern, dass sie das Kind zur Adoption freigegeben haben. Auch Adoptiveltern können überlegen, das angenommene Kind wieder „zurückzugeben“. Doch das ist so gut wie nicht möglich: Eine Adoption rückgängig machen – das geht nur in wenigen Ausnahmefällen. Mehr in diesem Beitrag lesen.

Adoptivmutter trägt Adoptivkind am Strand und lächelt: Eine Adoption rückgängig machen ist in der Regel nicht möglich
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Manchmal bereuen Eltern, dass sie das Kind zur Adoption freigegeben haben. Auch Adoptiveltern können überlegen, das angenommene Kind wieder „zurückzugeben“. Doch das ist so gut wie nicht möglich: Eine Adoption rückgängig machen – das geht nur in wenigen Ausnahmefällen. Mehr in diesem Beitrag lesen. 

Adoption rückgängig machen = möglich?


‌Grundsätzlich kann man eine Adoption nicht rückgängig machen. Außer in wenigen Ausnahmefällen: Zum Beispiel, wenn die Adoptiveltern das Kindeswohl gefährden . Oder, wenn sich herausstellt, dass eine Adoptionsvoraussetzung nicht erfüllt wurde
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‌Eine Adoption hat den Zweck, dem Kind eine neue Familie zu geben, in der es sich geborgen fühlt und gut aufwachsen kann. Die Adoptiveltern werden zu vollwertigen rechtlichen Eltern. Sie können daher das Kind nicht einfach wieder „zurückgeben“. 
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‌Genauso wenig können Eltern, die ein Kind zur Adoption freigeben , das Kind einfach zu sich zurückholen.  Hinweis: Haben Adoptiveltern Probleme mit der Betreuung und Erziehung des Kindes, können sie ebenso die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch nehmen. So wie auch leibliche Eltern. Zum Beispiel: 

Wann kann man eine Adoption rückgängig machen?


‌Bei der Auflösung einer Adoption ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen … 
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‌1) Adoption eines Minderjährigen und 
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‌2) Adoption eines Erwachsenen. 

1) Adoption eines Minderjährigen aufheben


‌Es gibt nur zwei Gründe, welche die Auflösung einer Minderjährigen-Adoption ermöglichen: 

  • Eine Adoptionsvoraussetzung war nicht gegeben: 
    ‌Hat gemäß § 1760 BGB eine wesentliche Adoptionsvoraussetzung gefehlt, kann die Kindesannahme aufgehoben werden. Etwa dann, wenn die Eltern das Kind „illegal“ angenommen haben, sie keinen Adoptionsantrag gestellt haben, oder die leiblichen Eltern gar nicht in die Annahme eingewilligt haben. Ein Annullierungsgrund ist z.B. auch, wenn die Adoption durch Drohung erzwungen wurde. 
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    ‌Gerade auch im Zusammenhang mit Auslandsadoptionen müssen adoptionswillige Personen Acht geben: Eine Kindesannahme sollte immer nur über eine anerkannte Adoptionsvermittlungsstelle erfolgen.

 Aufhebung wegen fehlender Erklärungen 
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‌Das Annahmeverhältnis kann auf Antrag vom Familiengericht aufgehoben werden, wenn es ohne Antrag des Annehmenden, ohne die Einwilligung des Kindes oder ohne die erforderliche Einwilligung eines Elternteils begründet worden ist. 
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‌§ 1760 Abs. 1 BGB 

  • Das Kindeswohl wird gefährdet: 
    ‌Liegt ein schwerer Fall der Kindeswohlgefährdung vor, kann eine Aufhebung ebenfalls in Frage kommen ( § 1763 BGB ). Das Familiengericht kann in diesem Fall die Adoption von Amts wegen aufheben. Aber nur, solange das Kind noch minderjährig ist. 
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    Zum Beispiel in Fällen schwerwiegender häuslicher Gewalt , etwa bei sexualisierter Gewalt . Möglich ist zudem, dass das Adoptionsverhältnis zwischen nur einem Elternteil und dem Kind aufgelöst wird.

 Aufhebung von Amts wegen 
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‌Während der Minderjährigkeit des Kindes kann das Familiengericht das Annahmeverhältnis von Amts wegen aufheben, wenn dies aus schwerwiegenden Gründen zum Wohl des Kindes erforderlich ist. 
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‌§ 1763 Abs. 1 BGB 

2) Erwachsenenadoption aufheben


‌Um eine Erwachsenenadoption rückgängig zu machen, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein: 

  • Wichtiger Grund liegt vor: 
    ‌Die Erwachsenenadoption kann widerrufen rückgängig gemacht werden, wenn sie zum Beispiel nur aus wirtschaftlichen Gründen erfolgte. Das Gesetz sagt jedoch nicht genau , was ein „wichtiger Grund“ ist. 
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    ‌Etwa, wenn der Adoptierte lediglich im Sinn hatte, Alleinerbe zu werden. Oder: Nur, damit das erwachsene „Adoptivkind“ an einen Aufenthaltstitel kommt. Hat das Adoptivkind ein Verbrechen gegen einen Adoptivelternteil verübt, kann die Adoption ebenso aufgehoben werden. Letztlich muss das Gericht entscheiden, ob die Aufhebung gerechtfertigt ist.
  • Adoptiveltern und Adoptierte(r) stellen Antrag: 
    ‌Gemäß § 1771 S.1 BGB müssen sowohl Annehmende(r) als auch Angenommene(r) die Aufhebung beantragen. Die Anträge müssen zudem notariell beurkundet werden. Nur dann kommt ein Widerruf in Frage. 
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    ‌Ist zum Beispiel der Adoptierte bereits verstorben, können die Adoptiveltern das Adoptionsverhältnis nicht einseitig auflösen . Hat der Verstorbene Abkömmlinge, so bleiben Ansprüche, die sich aus der Adoption ergeben, weiterhin bestehen; z.B. Erbansprüche etc.

 Aufhebung des Annahmeverhältnisses‌ 
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‌Das Familiengericht kann das Annahmeverhältnis, das zu einem Volljährigen begründet worden ist, auf Antrag des Annehmenden und des Angenommenen aufheben, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. 
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‌§ 1771 S.1 BGB 

Wie lange kann eine Adoption rückgängig gemacht werden?


‌Sobald die Adoption durch ist, kann sie nur noch unter den genannten Voraussetzungen rückgängig gemacht werden. Die das Kind freigebenden Eltern müssen beim Notar eine Zustimmungserklärung für die Adoption abgeben. Diese wird dann bei Gericht eingereicht . Bis die Erklärung abgegeben wurde, können es sich die freigebenden Eltern noch anders überlegen. 
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Adoption rückgängig machen nach Scheidung?


‌Eine Scheidung ist kein Grund , ein Adoptionsverhältnis annullieren zu können. Wer sich von seinem Partner oder seiner Partnerin scheiden lässt, bleibt weiterhin Adoptiv-Elternteil. Etwas anderes ist es, wenn tatsächlich Gründe fürs Rückgängigmachen vorliegen. Die Scheidung ist aber definitiv kein Grund. 
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Und wenn ich mich von meinem Partner trenne?


‌Auch eine Trennung ist kein Grund für die Auflösung einer Adoption. Hat man das Kind des Partners adoptiert, spricht man von einer „ Stiefkindadoption “. Trennt man sich vom anderen Elternteil des adoptierten Stiefkindes, so bleibt die Adoption aufrecht.  Hinweis: Das Eltern-Kind-Verhältnis bleibt nach der Trennung der Eltern weiterhin bestehen. Auch wenn das Kind als Stiefkind adoptiert wurde. 

Wie wirkt sich die Aufhebung einer Adoption auf das Erbrecht aus?


‌Durch die Auflösung einer Kindesannahme werden alle Verwandtschaftsverhältnisse zwischen angenommenem Kind und annehmenden Eltern durchgeschnitten . Auch alle rechtlichen Verhältnisse zu Verwandten, die durch die Adoption entstanden sind, lösen sich auf. Damit fallen auch alle erbrechtlichen Ansprüche weg
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Kann eine offene Adoption widerrufen werden?


‌Es ist egal, ob eine es sich bei einer Kindesannahme um eine Inkognito-Adoption oder eine offene Adoption handelt. Ob sie annulliert werden kann, entscheidet sich immer nach den Kriterien gemäß § 1771 BGB und § 1763 Abs. 1 BGB . Zu den Voraussetzungen .  Hinweis: „Kennen sich“ die freigebenden und adoptierenden Eltern – wie eben bei einer offenen Adoption –, ändert das nichts an den Rahmenbedingungen, unter denen die Adoption widerrufen werden kann. 

Kann ein adoptiertes Kind erneut zur Adoption freigegeben werden?


‌Eine Mehrfachadoption (auch „Kettenadoption“) ist verboten . Das ist in § 1742 BGB geregelt: „Ein angenommenes Kind kann, solange das Annahmeverhältnis besteht, bei Lebzeiten eines Annehmenden nur von dessen Ehegatten angenommen werden.“ Grund dafür ist, dass das Kind familiäre Stabilität braucht und nicht einfach beliebig „weitergegeben“ werden darf. 
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Weiterführende Beiträge

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